Der AussieEs gibt viele Rassebeschreibungen, da diese Rasse einfach sehr vielseitig und in ihren Einsatzgebieten breit gefächert ist. So haben viele das Bild eines hyperaktiven Hütejunkies vor Augen, wenn von einem Aussie gesprochen wird - dieses "Bild" spiegeln meine Drei allerdings in keinster Weise wider. Stefanie Hübsch stellt den Aussie vor, wie sie ihn im täglichen Miteinander seit vielen Jahren erlebt hat. Diesen Typ Hund sehe auch ich jeden Tag :) . Mit freundlicher Genehmigung von Steffi Hübsch - (c) Sternwanderer Australian Shepherds Der Australian Shepherd eine besondere HunderasseDer Aussie ist durch sein attraktives äußeres längst zum Modehund geworden. Wurde man vor ein paar Jahren noch auf der Straße gefragt, was man für einen schönen Mischling an der Leine habe, wissen heute die meisten Menschen, dass sie einen Aussie vor sich haben. Die Farbvielfalt des Fells kombiniert mit unterschiedlichen Augenfarben macht diese Hunde einzigartig. Einzigartig ist jedoch auch ihr Charakter- eine Tatsache, der weiterhin zu wenig Beachtung geschenkt wird. Schnell finden sich im Internet oder in Büchern Schlagworte zum Wesen der Rasse- intelligent, temperamentvoll, menschenbezogen, kinderlieb, mit wenig Jagdtrieb aber dafür viel Will To Please und einer guten Portion Beschützerinstinkt ausgestattet. Klingt nach dem perfekten Familienhund- alles Eigenschaften, die dem Interessierten in den meisten Fällen zusagen. Vergessen wird häufig, dass diese Eigenschaften auch Kehrseiten haben, die es zu kontrollieren gibt. Und diese Kontrolle muss der Mensch leisten können und wollen. Wenn er das tut, wird er tatsächlich einen Ausnahme- Hund an seiner Seite haben, der mit ihm durchs Feuer geht und das Leben genießt. Wenn nicht, wird er früher oder später feststellen, dass die Aufgabe anstrengender ist, als zuerst angenommen. Wir wollen Ihnen einen ehrlichen Einblick in das Wesen dieser faszinierenden Hunde geben und sowohl positive als auch negative Eigenschaften beleuchten. Der Aussie ist eine Rasse, die sich nicht in Kategorien oder Schubladen einordnen lässt. Er ist zwar ein Hütehund, aber jeder Hund ist individuell veranlagt, was u.a. an den unterschiedlichen Zuchtlinien und verschiedenen Charakteren der Elterntiere liegt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, einen zukünftigen Welpen NICHT nur nach der Farbe zu wählen! Intelligent? Beginnen wir mit der Intelligenz. Intelligent bedeutet, dass der Hund ihm gestellte Aufgaben innerhalb kürzester Zeit versteht (vorausgesetzt, die Aufgaben werden für ihn verständlich gestellt!). Aussies sind z.B. Meister im Erlernen von Tricks und jederzeit mit Spaß und Kreativität bei der Sache. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass der Mensch ebenfalls motiviert und kreativ sein muss. Egal ob zu Hause oder auf dem Hundeplatz- werden ihm immer die gleichen Aufgaben gestellt, ist der Aussie schnell gelangweilt. Es ist also Abwechslung angesagt! Und zwar sowohl im Training, als auch im Alltag. Hunde lernen 24h am Tag, auch wenn es der Mensch oft gar nicht bemerkt. Sie lernen Gutes wie Schlechtes. Ein kleines Beispiel: Der Mensch steht in der Küche und kocht, verlässt den Raum, kommt zurück- und vermisst das saftige Rinderfilet, das eben noch neben der Spüle lag. Ein Aussie ist in vielen Fällen schlichtweg zu intelligent (und zu verfressen), um die Situation nicht beim Schopf zu packen. Und da er erfolgreich war und schnell lernt- hat er in einem Versuch gelernt, wie man stiehlt- und wird es wieder tun! Nicht jeder Aussie klaut in der Küche- es gibt auch andere Beispiele, in denen die Intelligenz des Hundes dem Menschen so gar nicht recht ist. Aussies wissen schnell, wie man den Menschen um die Pfote wickelt oder wie man seine Ziele erreichen kann. Wichtig ist, dies vorher zu bedenken, wenn man sich für die Rasse interessiert. Temperamentvoll? Aussies sind ohne Zweifel temperamentvolle Hunde, wobei es auch hier große Unterschiede gibt. Besonders junge Aussies sprudeln vor Temperament, sind äußerst verspielt und lebenslustig. Sind sie alt genug, kann man mit ihnen hervorragend wandern oder Hundesport betreiben. Sie eignen sich für etliche Beschäftigungen, sind gerne bei Unternehmungen dabei und verbreiten dabei gute Laune. Der übergang zwischen Temperament und Nervosität kann allerdings fließend sein. Ob und wie sehr ein Aussie hibbelig oder aufgedreht ist, liegt einerseits an seinem Umfeld, andererseits an seiner Genetik. Hervorgerufen werden kann Nervosität durch Langeweile, jedoch auch durch übermäßige Beschäftigung (ein Fehler, der zunehmend gemacht wird!) oder falsche Haltung/ Behandlung. Dennoch- Nicht alles daran ist für den Menschen steuerbar. Ein Hund, der schnell von 0 auf 180 hochfährt, wird genau wie ein solcher Mensch von seiner Genetik gesteuert. Da Aussies meist schneller aufdrehen, als wieder zur Ruhe zu finden, ist es besonders im ersten Lebensjahr wichtig, dem Hund neben Aktivitätsphasen viel Ruhe zu gönnen- sie ihm sozusagen auch beizubringen. Der Traum vom perfekten Temperament- ruhig und ausgeglichen mit sofortiger Bereitschaft, falls sie gefordert ist, bleibt in vielen Fällen nur ein Traum- und zwar dann, wenn nicht auf die Individualität des einzelnen Hundes und damit auf die Passung zwischen Mensch und Tier geachtet wird! Der Aussie gehört zu den eher bellfreudigen Rassen. Damit ist nicht gemeint, dass er im Haus keine Ruhe gibt oder beim Spaziergang jeden Spaziergänger anbellt- viele Aussies bellen bei Erregung (z.B. bei Begeisterung). D.h. bei einem wilden Spiel, als Spielaufforderung, wenn zum Spaziergang aufgebrochen wird oder Bezugspersonen nach Hause kommen. Manche Aussies kommentieren solche Situationen durch regelrechte Gesänge. Völlig abstellen lässt sich dies nicht, meist jedoch in gemäßigte Bahnen lenken. Menschenbezogen? Aussies sind extrem menschenbezogen. Sie lieben es, dabei zu sein. Sie legen Wert auf Körperkontakt, auf Nähe und Streicheleinheiten. Isolation vertragen sie nur schwer. Natürlich kann und muss jeder Hund lernen, ein paar Stunden allein zu bleiben, ein Aussie tut es nur in der Regel nicht gerne. Da Hunde Rudeltiere sind, erübrigt es sich, zu erwähnen, dass sie nicht den ganzen Tag allein bleiben dürfen. Zwingerhaltung macht diese Rasse krank- die einzige artgerechte Haltung für einen Aussie ist die, bei der der Hund vollen Familienanschluss genießt. Viele Aussies folgen ihrem Menschen durch jeden Raum im Haus, liegen auf dem Schoß oder zumindest gerne nah bei ihrem Menschen. Sie küssen ihre Menschen auch gerne, weshalb hygienische Bedenken fehl am Platz sein sollten. Für viele Menschen ist diese Distanzlosigkeit schön und wünschenswert. Für andere ist sie nicht zu ertragen. Natürlich kann man sie durch Erziehung in Bahnen lenken- aber es geht hierbei um einen Grundcharakter und der kann und soll nicht manipuliert werden. Aussies sind Hunde mit ausgeprägtem Sozialverhalten (bei artgerechter Aufzucht und Haltung). Deshalb ist es kein Wunder, dass viele Menschen mehrere Aussies besitzen- sie eignen sich nicht nur hervorragend für Mehrhundehaltung- sie gehen darin auch auf. In intakten, harmonischen Rudeln wird viel miteinander gespielt und Wert auf Kontaktliegen, Schnauzenzärtlichkeiten und gegenseitige Körperpflege gelegt. Kinderlieb? Kinderlieb stellt eigentlich keine angeborene Eigenschaft dar. Es gibt Wesenstendenzen zur Menschenbezogenheit, die durch artgerechte und liebevolle Aufzucht, sowie intensive Prägung auf den Menschen unterstützt werden müssen. Von daher ist die Aufzucht eines zukünftigen Familienhundes besonders wichtig und er sollte bereits vor Abgabe positiven Kontakt zu Kindern haben. Ein Welpe mit stabilem Nervenkostüm und einer hohen Reizschwelle eignet sich am besten. Das Temperament des Welpen spielt bei größeren, standfesten Kindern eine eher untergeordnete Rolle. Auch der gegenseitige Respekt ist ein wichtiger Bestandteil einer Kind-Hund-Beziehung. Kein Hund sollte es ertragen müssen, von Kindern geärgert zu werden. Das bedeutet, es ist Aufgabe der Eltern, ihr Kind über den Umgang mit dem Hund zu informieren und ihn zu überwachen. Wenig Jagdtrieb? Dass der Aussie über wenig Jagdtrieb verfügt, ist nur insofern richtig, als dass die wenigsten Australian Shepherds aktiv spuren, dh. nach Wild stöbern. Springt das Wild jedoch direkt vor ihnen auf, ist für viele der Reiz und die Adrenalinausschüttung zu stark, um nicht (wenigstens kurz) zu hetzen. In den meisten Fällen geht es für den Hund lediglich um den Spaß dabei- er würde das Wild nicht reißen. Hier greift im besten Fall der Gehorsam, der den Hund sofort von seinem Vorhaben abbringt. Wichtig zu wissen ist, dass das Hüteverhalten ein Teil des Jagdverhaltens ist- es fehlt lediglich der letzte Schritt- die Beute zu greifen und zu töten. Von daher ist ein Hütehund keineswegs automatisch ein Hund ohne Jagdtrieb! Es wird darüber diskutiert, ob man Jagdtrieb in der Entwicklung des Hundes verhindern kann, in dem man gezielt auf Jagdspiele (z.B. Ballspiele) verzichtet und inwiefern die Stärke des Jagdtriebs vererbt wird. Will To Please? Will To Please bedeutet übersetzt Der Wunsch, zu gefallen. Klingt verlockend. Dieser Will To Please ist allerdings in erster Linie auf die Trainierbarkeit der Australian Shepherds bezogen. Er bedeutet nicht, dass jeder Aussie seinem Herrn stets ergeben und bemüht ist, alles richtig zu machen. Australian Shepherds wurden ursprünglich für die Arbeit am Vieh gezüchtet- u.a. am großen Vieh. Für diese Arbeit ist nicht nur Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen gefragt, sondern ebenso Mut, ein starker eigener Wille und die Fähigkeit, Aufgaben selbstständig und ohne direkte Hilfe zu lösen. Je nach Veranlagung kann ein Aussie demnach leichtführig oder stur sein- oder beide Eigenschaften vereinen und je nach Situation zeigen. Besonders in der Pubertät- die bei Aussies meist sehr lange dauert- wird es Zeiten geben, in denen sich der Hundehalter fragt, wo denn der angebliche Will To Please geblieben ist. Der Hund wird seine Grenzen testen, ein ewiger Kindskopf sein und den Schalk im Nacken haben. Aussies benötigen eine souveräne und klare Führung. 'Klar' bedeutet eindeutig, konsequent, fair und gelassen. Zusätzlich können viele sensible Aussies nicht gut mit Druck umgehen. Die Aufgabe lautet also, einen Aussie konsequent anzuleiten, ohne dabei mit Druck oder gar Gewalt zu reagieren. Kein Aussie lässt sich durch reines Ignorien unerwünschten Verhaltens erziehen- ein Aussie fordert seine Menschen durchaus heraus und möchte gerne morgen wissen, ob die Regeln von gestern noch gelten. Wichtig ist, dem Hund gegenüber immer fair zu bleiben und bei der Erziehung ein gutes Mittelmaß aus Konsequenz und der Unterstützung des natürlichen Wesens des Hundes zu finden. Beschützerinstinkt? Aussies verfügen in der Regel über Schutz- und Territorialtrieb, der sich durch Erziehung in die richtigen Bahnen leiten lässt (vorausgesetzt, der Hundehalter weiß, was er tut). Das kann vom harmlosen Bellen bis hin zum Stellen von fremden Personen reichen- und ein Aussie meint solche Warnungen auch durchaus ernst. Einerseits ist dies eine von vielen Menschen begrüßte Eigenschaft- ein Hund soll schließlich Haus und Hof verteidigen- andererseits kann es zu Problemen führen, wenn die Besucher ausbleiben, weil sich der Hund unmöglich benimmt. Man sollte dem Hund das erlaubte Maß somit schon früh beibringen, um später unliebsame überraschungen zu vermeiden. Dazu ist die bereits angesprochene Führung notwendig, damit der Hund weiß, wann sein Typ tatsächlich verlangt wird- und wann sein Mensch alles unter Kontrolle hat. Die Reserviertheit gegenüber Fremden hat bei vielen Aussies im Laufe der Zeit abgenommen, ihr Schutztrieb ist ihnen in den meisten Fällen trotzdem in unterschiedlicher Ausprägung - erhalten geblieben. Und noch ein Wort zur Entwicklung des Aussies: Aussies benötigen sowohl zur körperlichen als auch insbesondere zur geistigen Reife länger als andere Rassen. Nicht selten werden die Hündinnen erst im Alter zwischen 12 und 24 Monaten das erste Mal läufig und sind dann noch lange nicht geistig ausgereift. Bei Rüden rechnet man mit bis zu drei Jahren, bis der Hund endlich erwachsen ist. Auch können die sensiblen Phasen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Manche Phasen sind durch erhöhte Nervosität, Unsicherheit oder übersteigerten Schutztrieb gekennzeichnet. Wieder andere zeigen sich nur durch taube Ohren und das Ignorieren von Kommandos. In jedem Fall geht es in dieser Zeit auf und ab und wie bei zweibeinigen Teenagern benötigt der zuvor noch begeisterte Aussiebesitzer gute Nerven. Aber auch das geht vorbei und hat man seinen jungen Aussie mit Liebe und Geduld an ein abenteuerreiches Leben hingeführt, so wird der erwachsene Hund ein ausgeglichener, loyaler und fröhlicher Begleiter sein. Der Australian Shepherd ist ein einzigartiger Hund und ein wahrer Gewinn, solange sein Wesen akzeptiert wird, wie es ist. Solange er für seine Eigenschaften geliebt wird und nicht nur für sein attraktives äußeres. Dann ist er ein vielseitiger Partner für Freizeit, Familie und Sport- ein Freund in allen Lebenslagen. Diese Eigenschaften schreiben wir unseren Aussies nach vielen gemeinsamen Jahren zu: Menschenbezogen, sozial, fröhlich, temperamentvoll, aufbrausend, humorvoll, albern, lebensfroh, wichtig (sie finden sich extrem wichtig!), anschmiegsam bis aufdringlich, teilweise zickig, leichtführig bis dickköpfig, durchaus verteidigungsbereit- wenn es darauf ankommt, einfühlsam, empathisch, intelligent, kreativ, verschiedenmit Hummeln im Hintern. |