Wissenswertes (c) Sternwanderer Australian ShepherdsWarum einen Hund mit Papieren? Sie wollen doch "nur" einen Familienhund? Das Papier eines Rassehundes ist sehr viel mehr als ein bloßes Schriftstück. Es steht in den meisten Fällen für Engagement für die Rasse, Kenntnisse des Züchters, Gesundheitsvorsorge, schlichtweg Qualität in der Rassehundezucht. Nicht zuletzt bestätigt es die Reinrassigkeit des Hundes. Ohne Papiere und Ahnentafel können dem Züchter keine Erbkrankheiten in der näheren Familie des Hundes bekannt sein. Das Risiko für Erkrankungen ist demnach bei Aussies ohne Papiere deutlich höher. Wenn Sie sich für einen Rassehund mit Papier entscheiden, entscheiden Sie sich für Qualität und tragen Ihren Teil zum Erhalt der Rasse bei. Wie finde ich den richtigen Züchter? An dieser Stelle finden Sie keine Auflistung darüber, dass Sie beim Kauf eines Welpen auf Gesundheitsauswertungen, Kompetenz des Züchters und ein freundliches Wesen der Hunde achten sollen. Dies alles und noch einiges mehr sollte für eine liebevolle Rassehundezucht selbstverständlich sein. Lernen Sie, auch hinter die Kulissen zu blicken! Es sind nicht die Worte, die einen Züchter zu einem guten Züchter machen, sondern seine Taten. Die Zeit und Fürsorge, die er seinen Hunden im Alltag schenkt, insbesondere auch seinen tragenden Hündinnen. Die Aufmerksamkeit, mit der er sich der Rasse und seinen Anpaarungen widmet. Die Hingabe, mit der er seine Welpen großzieht. Die Geduld, die er mitbringt, um für jeden seiner Welpen das richtige Zuhause zu finden. Und nicht zuletzt die Verantwortung gegenüber Mensch und Tier, die ihm jederzeit bewusst sein muss. über die Wahl des passenden Welpen Wer sich für einen Aussie entscheidet, sollte sich in erster Linie für die Art dieser Rasse entscheiden und nicht für ihre Optik. Der schönste bunte Hund kann zur Belastung im Alltag werden, wenn er und sein Besitzer bzw dessen Familienverhältnisse nicht zueinander passen. Aussies sind sehr unterschiedlich und auch die Welpen eines Wurfs sind eigenständige Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Wesenszügen. Wichtiger als die gewünschte Farbe sollte von daher die richtige Passung sein. Im Idealfall kommt beides zusammen, wenn dies jedoch nicht der Fall ist, sollte lieber noch einmal auf das "perfekte" Familienmitglied gewartet oder die Farbwahl hinten angestellt werden. überlegen Sie vorher, was Sie sich wünschen und zutrauen- soll der Hund in erster Linie ausgeglichen und leichtführig oder darf er auch eine Persönlichkeit mit starken Willen sein? Ein Züchter, der sich viel mit seinen Würfen beschäftigt und die einzelnen Welpen beobachtet, kann Ihnen hierzu Auskunft geben. ZB sind selten alle Welpen eines Wurfs für Anfänger geeignet. Rüde oder Hündin? Ebenso wie beim Menschen lassen sich beim Aussie keine allgemeinen Aussagen über das Wesen der Geschlechter treffen. Es gibt sowohl anhängliche Hündinnen als auch selbstständige Hündinnen. Es gibt Zicken und Prinzessinnen. Nicht jeder Rüde ist ein Macho oder Raufer- ganz im Gegenteil, nach unserer Erfahrung gibt es etliche liebe, leichtführige und verschmuste Rüden, die sich sehr anhänglich und treu zeigen. Oftmals ist der wildeste Welpe im Geschwisterverband weiblich. Wie Sie sich auch entscheiden, sollten Sie stets das Wesen des Hundes als oberste Priorität sehen- 15 Jahre sind eine lange Zeit und sollten unbedingt harmonisch miteinander verbracht werden können. Hunde ohne Rute? Der Australian Shepherd ist trotz seines Namens ein amerikanischer Hund. Der ursprüngliche Rassestandard des Aussies verlangt einen Hund ohne Rute und somit kupieren fast alle amerikanischen Züchter (sowie die Züchter aus anderen Ländern ohne Kupierverbot) ihre Welpen kurz nach der Geburt. Importiert man einen älteren Hund beispielsweise aus den USA, so hat dieser folglich in der Regel keine Rute. Genetisch kommen beim Australian Shepherd alle Rutenlängen vor, was in den Ländern mit Kupierverbot (wie Deutschland) teilweise zur Verwirrung führt. Kürzere Ruten werden durch das sogenannte NBT-Gen hervorgerufen (Natural Bobtail = angeborene Stummelrute). Häufig sind hierbei halbe Ruten, jedoch treten auch ganz kurze oder dreiviertel Ruten auf. Dies ist ein Rassemerkmal des Australian Shepherds und darf die Qualität des Individuums nicht herabsetzen! Ein erwachsener Aussie ist ein eindrucksvoller Hund- ungeachtet der Länge seiner Rute! Wie gefährlich ist das Merle-Gen? Durch die wachsende Beliebtheit merlefarbiger Hunde gibt es gleichzeitig auch eine wachsende Anzahl an Menschen, die dem Merle-Gen skeptisch gegenübersteht. Sind merlefarbige Hunde genetisch krank oder krankheitsanfälliger als einfarbige? Um diese Frage zu beantworten, muss ein wenig weiter ausgeholt werden. Vereinfacht gesagt bewirkt das Merle-Gen (durch einen Gen-Deffekt) eine Aufhellung der Grundfarbe- ein schwarzer Aussie mit Merle-Gen ist ein Blue Merle, ein roter Aussie mit Merle-Gen ein Red Merle. Das Merle-Gen wird dabei dominant vererbt, dh ein für das Merle-Gen heterozygoter Hund ist bereits ein Merle. Würden nun zwei Merles miteinander verpaart (in Deutschland ist Merle x Merle verboten), verdoppelte sich der beschriebene Effekt und die Farbe der Hunde würde weiter aufgehellt. Das Resultat wären Hunde (statistische Chance von 25%) mit sehr hohem Weißanteil - was sich dann als problematisch herausstellt, sollte sich das fehlende Pigment weit über die Ohren oder die Augen ausdehnen (Taubheit und/oder Blindheit können die Folge sein). Auch können bei diesen sogenannten Double Merles (homozygot) organische Schäden nicht ausgeschlossen werden. Problematisch ist also nicht das Merle-Gen an sich, sondern der Pigmentverlust bzw Weißanteil der homozygoten Form. Zu viel Weiß kann jedoch auch bei einer Anpaarung von Solid (einfarbig) x Merle oder Solid x Solid auftreten, denn wie in vielen anderen Rassen auch, gibt es beim Aussie zahlreiche Gene, die für den Weißanteil am Hund verantwortlich sind. Hat ein Hund viel Weiß bedeutet das deshalb nicht zwangsläufig, dass er aus einer Merle x Merle- Anpaarung stammt oder gar taub oder blind ist. Im Rassestandard ist die maximal erlaubte Menge an Weiß geregelt (zB Ausdehnung des Kragens, Weißabzeichen im Gesicht etc), um Problemen durch die fehlende Farbe vorzubeugen. Verantwortungsbewusste Züchter unterlassen die Anpaarung zweier bekannter Weißträger. In Bezug auf die Krankheitsanfälligkeit sind sich Züchter und Halter einig- es ist nicht von der Farbe abhängig, ob ein Hund robust oder sensibel ist, sondern hat vielmehr mit anderen Bereichen der Genetik und der Epigenetik zu tun, ebenso mit Aufzucht und allgemeinen Haltungsbedingungen. Auf die Frage, ob Merles weniger Sonne vertragen als Solids, lässt sich im Grunde nur sagen- kein Hund sollte im Sommer über längere Zeit der puren Sonne ausgesetzt sein. Es ist ansonsten keine besondere Empfindlichkeit gegenüber Strahlung zu bemerken, die in Zusammenhang mit dem Merle-Gen steht. Ein heterozygoter Merle ist demnach in keinster Weise ein kranker oder krankheitsanfälliger Hund und es sollte nicht vergessen werden, dass auch die blauen Augen und blonden Haare beim Menschen vor langer Zeit durch einen Gen-Deffekt entstanden sind. Wie so häufig in der Zucht ist Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Merkmalen der Schlüssel zu gesunden, robusten und langlebigen Hunden. Alles eine Frage der Sozialisierung? Jedem engagierten Hundehalter ist die Wichtigkeit der Sozialisierung also die Auseinandersetzung des heranwachsenden Hundes mit (innerartlicher) Kommunikation und Umweltreizen- bekannt. Hundeschulen bieten heutzutage spezielle Sozialisierungsgruppen und -spaziergänge an. Welpenbesitzer arbeiten Pläne oder Listen ab, welche Dinge mit dem jungen Hunddunternommen werden müssen, damit er ein ausgeglichener erwachsener Hund wird. Aber wie viel Einfluss auf das Verhalten des Hundes hat die Sozialisierung tatsächlich? Werde ich als Hundehalter nie Probleme mit meinem Hund bekommen, wenn er gut sozialisiert wird? Wird er aufgeschlossen und ohne Scheu auf alles zugehen? Ist Sozialisierung das neue Allheilmittel im Umgang mit dem Hund oder sogar Problemprävention? Beschäftigt man sich mit dem Thema, könnte man bei mancher Literatur diesen Eindruck gewinnen. Der Wert einer guten Sozialisierung des Hundes soll hier nicht infrage gestellt werden. Vielmehr soll aus Sicht der Zucht aufgezeigt werden, welche Faktoren den Charakter und das Verhalten eines Hundes ausmachen und beeinflussen und welche Dinge außer der Sozialisierung noch eine Rolle spielen. Aufzucht Bereits in den ersten Lebenswochen werden die Grundsteine für das spätere Leben des Hundes gelegt. Die wichtige Sozialisierungsphase des jungen Hundes beginnt in der 3.-4. Lebenswoche und dauert bis zur ca 12.-14. Lebenswoche. Diese Tatsache demonstriert die Wichtigkeit einer guten Aufzucht. In dieser Zeit lernt der Welpe den Umgang mit seinen Artgenossen und sollte die unterschiedlichsten Menschen, sowie akustische und visuelle Reize kennenlernen. Der Züchter muss eine liebevolle und abwechslungsreiche Aufzucht gewährleisten, ohne die Welpen dabei einer ständigen Reizüberflutung auszusetzen. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann der Welpe seinen individuellen Charakter ohne Probleme entwickeln. Erfahrungsentzug (z.B. durch isolierte, reizarme Aufzucht) während dieser Zeit kann tatsächlich zu schwerwiegenden Folgeschäden führen. Individueller Charakter Ein weiterer zentraler Punkt ist angeklungen der individuelle Charakter eines Lebewesens. Kompetente Züchter wissen, wie unterschiedlich die Welpen eines Wurfs sein können- und das trotz gleicher Aufzucht. Schon vor Abgabe lassen sich im Geschwisterverband die Vorwitzigen von den Schüchternen unterscheiden, die Gemütlichen von den Temperamentvollen oder die Sturen von denen, die schnell nachgeben, wenn es zu Diskussionen kommt. Und hier liegt nun ein wichtiger Knackpunkt. Die Genetik gibt uns einen Rahmen vor, innerhalb dessen wir uns durch Sozialisierung bewegen. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Welpe, der mit acht Wochen sehr schüchtern ist, auch als erwachsener Hund kein Draufgänger sein wird. Stimmt die Passung zu seinem neuen Besitzer und er wird weiterhin positiv an Reize herangeführt, wird er vermutlich dennoch ein reservierter Hund werden. Er wird jedoch durch seine Art keine Probleme hervorrufen. Zieht ein ängstlicher Welpe zu einem ängstlichen Besitzer- oder einem, der ein falsches, unsicheres Beispiel vorlebt, kann der Hund sogar zum Angstbeißer werden- ganz egal, wie gut er bis dahin sozialisiert wurde. Auch verkraftet ein sensibler Hund negative Erfahrungen schlechter. Ein temperamentvoller Welpe wird auch als erwachsener Hund temperamentvoll sein. Im besten Fall wird sein Temperament durch Erziehung und maßvolle (!) Beschäftigung in die richtigen Bahnen gelenkt. Im schlechtesten Fall wird aus dem Welpen ein nervöser, überdrehter Althund. Ein Welpe, der aufgeschlossen und mutig an die Dinge herangeht, wird diese Art bei entsprechendem Umgang beibehalten. Ein sensibler Welpe bleibt sensibel, hat aber im besten Fall durch seinen Züchter eine gute Basis an Selbstbewusstsein aufgebaut. Ein Welpe mit starkem Willen wird eine Herausforderung sein. Er benötigt Grenzen, während der sensible Welpe Ermunterung benötigt. Also schlichtweg eine etwas strengere bzw. konsequentere Erziehung- hier geht es um einen engeren Rahmen, Klarheit und Struktur, nicht um Härte! Ist der Hundehalter nicht in der Lage, dies zu leisten, dann kann er seinen Hund noch so gut sozialisieren, er wird mit großer Wahrscheinlichkeit Probleme haben. Erziehung, Ausbildung und Vorbildfunktion Wobei das letzte noch fehlende Puzzleteil genannt wurde- der Hundehalter, der den Hund durch seinen Umgang mit ihm weiter formt. Ein Welpe durchläuft noch einige sensible und pubertäre Phasen, bevor er ein erwachsener Hund ist. Ab Woche 8-10 ist er in den meisten Fällen Teil seiner neuen Familie und wird von diesem Zeitpunkt durch sie erzogen und ausgebildet. Seine ersten Erfahrungen hat er während der Aufzuchtsphase gemacht, auf denen er nun aufbauen wird. Dennoch gibt es im neuen Zuhause etliche Ersterlebnisse, bei denen er sich auf seine Bezugsperson und seine eigenen Stärken verlassen muss. Fazit Es ist nun klar geworden, dass der Grundcharakter eines Hundes nicht veränderlich ist, wohl aber, dass er sich durch gute Sozialisierung positiv beeinflussen lässt. Auch ist klar geworden, dass der Hundehalter, der dem Hund Selbstvertrauen und Führung geben muss, durch seine Einwirkung und Erziehung eine wesentliche Rolle spielt. Es handelt sich demnach um ein Zusammenspiel aus inneren (=Genetik) und äußeren Faktoren (=Aufzucht, Sozialisierung, Erziehung, Erfahrungen), die das Verhalten des Hundes beeinflussen. Noch ein Wort zum Schluss Zum Schluss sei noch gesagt, dass der beste Grundsatz bei der Sozialisierung des Hundes wie auch in vielen anderen Dingen lautet: Alles in Maßen. Eine Reizüberflutung, die Stress und negative Emotionen zur Folge hat, ist ebenso kontraproduktiv wie eine unzureichende Gewöhnung an Alltagsreize. Besonders den jungen Hund sollte man weder physisch noch psychisch überfordern, sondern ihn Stück für Stück an Reize heranführen und ihn so seine wichtigen Erfahrungen sammeln lassen. (c) Sternwanderer Australian Shepherds |